Seminar für Suchtkranke
Ich möchte euch auf diesem Wege von einem durch und durch gelungenen Wochenende berichten.
Los ging’s am Freitag, wie bei wahrscheinlich jedem Seminar (für mich ist ja erst mein 2.). 24 Teilnehmer bekamen ihre Zimmerschlüssel, erledigten die Anmeldeformalitäten und richteten sich häuslich ein. Danach gab es eine kurze Einweisung bezüglich der Verhaltensregeln, die Bekanntgabe der Essenszeiten und ein paar Infos zum geplanten Ablauf des Wochenendes. Anschließend noch schnell Abendbrot und wir konnten starten…
18:00 begann die Einleitungsveranstaltung und nach einer kurzen Begrüßung durch Ralph ging’s zur Sache.
Zum Thema Achtsamkeit gehört ja auch, dass jeder versucht sein Leben so entspannt wie möglich zu meistern. Nun lassen sich stressige Situationen natürlich nicht gänzlich vermeiden. Aber gerade in diesen ist es enorm wichtig zu dem einen oder anderen auch mal „NEIN“ sagen zu können. Und so wurde diese Problematik von Ralph zur Diskussion gestellt. Es gab rege Wortmeldungen und sehr schnell stellte sich heraus, dass die Situationen im Leben, in denen das ‚Nein-Sagen‘ eigentlich sehr angebracht wäre, sehr mannigfaltig sind. Es gab Teilnehmer die von ihren Erfahrungen im Umgang damit berichten konnten. Ich habe aber auch einige Gesichter gesehen, in denen es sehr gearbeitet hat, die sich heute aber noch etwas zurückgehalten haben. Sei es drum - jeder darf, aber keiner muss sich ständig zu allem äußern.
Klaus Linke (FK Torgau) stellte uns eine Idee seiner Gruppe vor. Er gab jedem von uns eine Liste mit Themen welche alle betreffen und forderte uns auf, die drei Punkte anzukreuzen welche jeder für sich am interessantesten hält oder diese Liste mit eigenen Gedanken zu ergänzen. Wie ich es verstanden habe, möchte er dadurch herausfinden, ob sich dabei Schwerpunkte herauskristallisieren.
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Und nach diesen eher ernsten Themen, mussten in Vorbereitung auf den geselligen Teil am Samstagabend, noch die beiden Grillmeister festgelegt werden. Lassen wir uns mal überraschen, wie sie ihren Job beherrschen.
Damit war der offizielle Teil erledigt und wir konnten uns den angenehmen Dingen widmen. Bereits in der Vergangenheit wurde eine schöne Tradition ins Leben gerufen, die darin besteht, dass alle Teilnehmer gemeinsam zum Eis essen fahren. Die Teilnahme ist natürlich freiwillig aber keiner hat sich diesem Event enthalten. In entspannter Runde saßen wir zusammen, es entwickelten sich Gespräche über alles Mögliche und man lernte sich so auch privat besser kennen. Mir hat’s gefallen.

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Nach einem Frühstück begann am Samstag um 09:00 unser Seminartag. Franz Hammer von ‚BMGneo‘ stellte sich als Dozent kurz vor und wir einigten uns schnell auf die auf die vertraute ‚Du‘-Anrede. Damit wurde schon mal eine entspannte Atmosphäre geschaffen in der sich alle sichtlich wohlfühlten. Er begann mit seinen Ausführungen - und das kann ich schon mal vorwegnehmen, auf sehr unterhaltsame und dadurch auch einprägsame Weise. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass in einem Vortrag über ‚Achtsamkeit‘ das Wort Achtsamkeit gefühlt in jedem 3. Satz fällt. Und wer bei solchen Vorträgen nur an trockene Theorie und auswendig gelernte Sätze denkt, hat genau wie ich weit gefehlt. Dieser Mann hat eine phantastische Art und Weise anderen sein Wissen zu vermitteln.
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Es wurden viele Problematiken angesprochen welche ich hier gar nicht alle wiedergeben kann weil das ganz einfach den Rahmen sprengen würde. Und so werde ich hier nur die Hauptthemen nennen.
So wurde beispielsweise über ‚Frühwarnsymptome‘ gesprochen. Er klärte uns über die einzelnen Ebenen auf, in denen diese Symptome auftreten. Es gibt die biologische Ebene, die psychologisch-emotionale und die soziale Ebene. Und alle drei beeinflussen sich gegenseitig und diese Zusammenhänge gilt es zu erkennen. Wenn unsereins achtsam durchs Leben geht und für sich ein negatives Anzeichen bemerkt, sollte sie oder er sich unbedingt einmal mit diesem Thema befassen, besser noch vorher damit man in der Situation besser gewappnet ist.
Es wurde über ‚Emotionen‘ gesprochen - was Emotionen überhaupt sind, welche es gibt und was sie letztlich aus und mit uns machen. Ich wollte gar nicht so richtig glauben, wie intensiv man sich mit so einem Thema beschäftigen kann wenn man es nur verständlich genug erläutert bekommt.
Wir redeten über ‚Fehler‘ (und davon haben wir ja alle bestimmt genug gemacht) und wie man aus diesen auch lernen und schließlich sogar Helfer machen kann. Man kann lernen mit Fehlern umzugehen, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen und geht zum Schluss manchmal sogar gestärkt aus solchen Situationen heraus.
Auch zum Thema ‚Einstellungen‘ konnte er uns viel erzählen und es ergab sich ein reger Austausch. Wir sprachen über den Umgang mit anderen und der Akzeptanz des Andersseins. Vernachlässigen darf man darüber aber auch auf gar keinen Fall sich selbst. Denn nur wenn ich mich so akzeptiere wie ich bin, finde ich einen Weg mich wohl zu fühlen und mache es mir damit sehr viel leichter abstinent zu bleiben. Das ist für mich vorbeugende Achtsamkeit.
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Zum Schluss galt es dann noch einen kleinen praktischen Teil zu absolvieren. Drei Gruppen sollten jeweils als Team zu drei Fragen ihre Ideen einbringen. Das ergab noch einmal einen intensiven Gedankenaustausch der mir einmal mehr vor Augen geführt hat wie viel Mehrwert so eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten hat.
Nach Beendigung seines Vortrages waren sich alle Teilnehmer einig - auch wenn der Verein diesmal für das Honorar des Referenten deutlich tiefer in die Tasche greifen musste, er war jeden Cent wert. Selbst die ‚alten Hasen‘ konnten sich nicht an eine so gelungene Veranstaltung erinnern.
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Danach ging es in den wohlverdienten Feierabend. Zuerst fand ein gemeinsamer Grillabend statt und ich kann nur bestätigen, dass wir mit der Auswahl unserer Grillmeister ein gutes Händchen bewiesen haben. Den Rest des Abends verbrachten alle in geselliger Runde. Ein paar Mädels spielten z.B. Rommè und Astrid hat im Laufe des Abends immer wieder mal eine Quizfrage eingeworfen. Bei richtiger Beantwortung winkte ein kleines Schokotäfelchen. Es gab ein kleines Skatturnier. Ich habe zwar schon lange nicht mehr gespielt, hatte aber unheimlich viel Spaß am Tisch und dementsprechend wurde sehr viel gelacht. Auch so kann man Menschen näher kommen und im anschließenden Gespräch ihre Schicksale kennenlernen. Für jedes verlorene Spiel mussten 0,50€ abgedrückt werden und die Einnahmen aus dem Turnier fließen 1:1 in die Kinderwoche. Ich habe zwar nicht verloren aber trotzdem meinen Obolus entrichtet. Dazu liegen mir die ganze Arbeit und die Grundidee welche dahintersteckt einfach zu sehr am Herzen.
m Sonntag ging das Seminar zu Ende. Bis 09:30 mussten die Zimmer geräumt sein. Anschließend trafen sich alle noch einmal zur Abschlussrunde. Nach einem kurzen Vorwort von Ralph wertete Klaus die am Freitag verteilten Listen aus und legte dar, welche Themen sich als Schwerpunkte herauskristallisierten. Folgerichtig entwickelte sich daraus noch einmal eine muntere Diskussion. Für mich enthält diese Aufstellung vor allem Anregungen, die wir unbedingt mit in die Gruppen nehmen sollten.
Dann gab es noch einige allgemeine Informationen, wie die Einrichtung einer WhatsApp-Gruppe für die Gruppenleiter und es ging um die Verteilung der Seminarplätze unter den einzelnen Gruppen mit dem Schwerpunkt auf dem fast immer ausgebuchten Frauenseminar (da können wir Männer uns mal ein Beispiel dran nehmen).
Ganz zum Schluss gab es noch eine Feedback-Runde. Die negative Kritik an diesem Wochenende war sehr überschaubar. Umso überschwänglicher waren die Lobesworte. Darüber, dass Franz Hammer als Dozent alle Erwartungen übertroffen hat, waren sich alle einig. Er konnte uns durch seine kurzweilige und leicht verständliche Art eine enorme Menge an Wissen vermitteln. Alles konnte keiner von uns behalten und um es mit Mirkos Worten zu sagen: „Unser aller Festplatten waren randvoll.“ Alle Seminarteilnehmer bekommen aber eine Zusammenfassung per E-Mail und können diese bei Interesse mit in die Gruppen nehmen und zur Diskussion stellen.
Ich nehme für mich aber nicht nur viel neues Wissen mit, sondern auch die Erinnerung an schöne Stunden und vor allem neue Freundschaften.
„Es war ein geniales Wochenende!!!“
Vielleicht konnte ich ja mit der Schilderung meiner Eindrücke bei euch das Interesse zur Teilnahme an so einem Seminarwochenende wecken. Es lohnt sich wirklich einmal darüber nachzudenken. Ich fahre auf jeden Fall wieder und freue mich bereits jetzt auf die bekannten, ganz besonders aber auch auf neue Gesichter.
„Achtsamkeit ist, wenn man seine Gedanken nicht ohne Aufsicht spazieren gehen lässt“ (Thom Renzie)
Mit diesem zum Thema passenden Zitat möchte ich nun schließen.
Uwe Schütze
