Rückblick auf das Frauenseminar 2025

Das Frauenseminar 2025 fand vom 16.05.-18.05.2025 im beliebten und schön gelegenen Kiez Querxenland in Seifhennersdorf statt. Das Thema „weg mit alten Glaubenssätzen in der Abstinenz“ stand für dieses Wochenende auf dem Programm. Die Teilnehmerzahl von 27 Frauen war beachtlich hoch. In der Eröffnungsrunde begrüßten uns die beiden Organisatorinnen Bea und Katja. Katja ist mit 32 Jahren doch schon ein Urgestein im Freundeskreis, da sie mit 8 Jahren das erste Mal mit in die Kinderwoche fuhr. Sie hat sich bereit erklärt, sich in die Geschäftsführung mit einzubringen und wird jetzt Stepp by Stepp da herangeführt. Alle Teilnehmerinnen sprachen ihr dafür ein großes Dankeschön aus, denn ohne Nachfolger kann der Landesverband wohl kaum weitermachen.

Nun stellten wir uns einzeln kurz vor. Da die Teilnehmerzahl sehr hoch war, dauerte diese Runde doch etwas länger. Besonders schön ist es wieder sagen zu können, dass auch einige Angehörige unter uns waren. Auch der Austausch zwischen Betroffenen und Angehörigen ist immer wieder wichtig, um beiden Seiten Hilfe und Unterstützung geben zu können und Erfahrungen auszutauschen. Genauso schön und wichtig ist es, die Frauen begrüßen und kennenlernen zu dürfen, welche das erste Mal mit dabei sind.

Als wir gefragt wurden, was wir uns unter diesem Thema vorstellen bzw. erwarten, hatten doch recht wenige eine Vorstellung davon. Aber ich finde, das ist gar nicht schlimm, da dann auch eine gewisse Unbefangenheit und Interesse geweckt wird. Und letzten Endes waren wir alle sehr neugierig und gespannt darauf.

Dieser erste Abend klang wie immer mit einem gemeinsamen sehr gemütlichen Abend aus. Das Wiedersehen mit Altbekannten aber auch mit neuen Freunden/innen ist ein sehr schöner Einstieg ins Seminar.

Am folgenden Tag startete dann das Seminar. Als Gastreferentin wurde wieder Frau Katrin Leithold, Sucht- und Familientherapeutin aus Döbeln, eingeladen. Alle, die Katrin kannten, waren sehr begeistert davon. Ihre Art und Weise, mit all ihren Erfahrungen, solch ein Seminar zu gestalten ist besonders ergreifend. Sie bringt unter anderem auch ihre persönlichen guten wie nicht so guten Erlebnisse mit ein. Somit fühlten wir uns mit ihr doch recht verbunden. Zunächst las uns Katrin eine Geschichte über 2 Samenkörner vor. Diese regte alle zum Nachdenken an, ob wir wachsen und neues entdecken, oder doch lieber in der altbekannten Erde verbleiben möchten. Angst und Neugier können dabei unter Umständen einen harten Kampf ausfechten.

Alle Menschen werden glaubensunabhängig geboren. Die dann entstehenden eigenen Glaubenssätze entwickeln sich aus der individuellen Prägung seiner eigenen Geschichte. Einige Glaubenssätze sind aus überlebensnotwendigen Säulen von Generationen gewachsen. Diese werden zum Teil unbewusst weitergegeben, obwohl sie dann teilweise gar nicht mehr notwendig sind. Dies fing schon in der Urzeit an und zieht sich bis heute durch.

Einige Beispiele aus den letzten Jahrzehnten:

  • Ich muss noch schnell Einkaufen gehen  Kriegszeit, Nachkriegszeit

Die Versorgunglage war zu dieser Zeit sehr schlecht, so dass man sich wirklich beeilen musste, um noch Nahrungsmittel ergattern zu können. Die Wortgruppe „ich muss noch schnell“ spielte zu dieser Zeit eine große Rolle und wurde sehr oft verwendet. Als diese Wortgruppe dann gar keine so große Rolle mehr spielte, war sie im Wortschatz von den Betroffenen so tief verfestigt, dass sie nicht mehr wegzudenken war.

  • „Was auf deinem Teller ist, musst du aufessen.“

In den schweren Zeiten, als man froh war etwas zu essen zu haben, wurde alles gegessen. Mit diesen einschneidenden Erfahrungen, die die Eltern erlebt haben, konnten sie ihren Kindern nur mit diesem Satz unbewusst ohne weitere Details erklären, das Verschwendung von Lebensmitteln für sie nicht in Frage kommt.

  • Das Thema Haare schneiden, war zu dieser Zeit auch ein prägnantes Zeichen. Da die Frauen von Soldaten missbraucht worden, schnitten sich viele Frauen die Haare so kurz, dass sie wie Männer aussahen. Einige Männer erlebten diese Zeiten mit ihren Ehefrauen. Also schnitten sie dann ihren Kindern die Haare kurz. Natürlich waren auch andere Gründe dafür mit zu berücksichtigen (Haarpflege, Ungeziefer auf dem Kopf…). Somit waren doch viele Kinder von dem individuellem Haarschnitt recht weit entfernt.

 

Das sogenannte Elefantengedächtnis spielt dabei eine bedeutende Rolle. Dieses fängt in der Kindheit, in seiner eigenen Familie an, sich auszuprägen bzw. sich zu manifestieren.

Das sogenannte Suchtgedächtnis ist uns allen gut bekannt. Wir wissen mittlerweile wie gefährlich es werden kann, wenn wir leichtsinnig werden sollten. Aus unserer Suchtgeschichte kennen wir alle den ein oder anderen Glaubenssatz:

  • Bei uns ist alles in Ordnung (nach außen hin)

  • Wer nicht zu uns steht, gehört auch nicht zu uns

  • Bei uns gibt es sowas nicht

  • Sucht ist selbstverursacht

  • Nur der Wille zählt

Als erwachsene Menschen bestimmen und entscheiden wir selbst über unser Leben, mit all seinen Konsequenzen. Kleine unscheinbare Wörter geben einen Hinweis darüber, in welcher Art und Weise unsere Bestimmung verläuft:

  • MUSS  höchste Form der Fremdbestimmung

  • SOLL/TE  schwache Form der Fremdbestimmung

  • KANN / DARF  Fremd- und/oder Eigenbestimmung (Mischung)

  • MÖCHTE / WILL  höchste Form der Eigenbestimmung

  • TUE / MACHE ES  Eigenaktivität

Dann gab uns Katrin noch folgende Anregungen zum Nachdenken mit auf den Weg:

  • Wie bzw. wo ist mein „genug“? (auf das Leben bezogen)

  • Welche Visionen / Ziele habe ich?

  • Wie flüssig verläuft mein Weg dahin? (Stolpersteine, Umwege, Stagnationen, …)

Hierüber kann und sollte jeder hin und wieder nachdenken. Denn diese 3 Fragen halte auch ich persönlich für ganz wichtig, um beim Auftreten von Widerständen, aus welchen Gründen auch immer, rechtzeitig reagieren zu können.

Als nächstes gab es eine kleine Aufgabe in Zweiergruppen zu besprechen. Jeder sollte seinen eigenen Glaubenssatz dem anderen sagen und dann ins Gespräch damit kommen. Hierbei konnte bereits herausgefunden werden, inwieweit dieser eher positiv oder negativ ausgelegt war. Woher dieser evtl. gekommen sein könnte. Ich glaube sagen zu können, dass sich jede Zweiergruppe sehr interessiert und intensiv damit ausgetauscht hat. Hier ein paar genannte Glaubenssätze:

  • Ich kann nicht NEIN sagen!  mehrfach genannt

  • Wenn ich nicht alles selber mache

  • Ich bin zu dick  mehrfach genannt

  • Die Hoffnung stirbt zuletzt

  • Ich bin nicht der Schwamm, der alles aufsaugt

Und schon ist der Vormittag vorbei. Da Katrin noch einige Anregungen geben wollte, verkürzten wir die Mittagspause, um im Anschluss damit abschließen zu können. Wir wurden gefragt, wer sich wo in folgender Aufzählung wiederfindet:

Ich bin nüchtern.  ich bin abstinent.  ich bin frei.

Diese Aufzählung gebe ich hier gern an die Leser weiter, um auch selbst darüber nachzudenken.

 

Und es folgte noch eine weitere Anregung zum Nachdenken:

Was bedeutet zufriedene Abstinenz? Wer kann diese wirklich leben? Denn wie sieht es beim Besuch in der Disco oder einer Tanzveranstaltung bzw. bei Feierlichkeiten in der Familie oder mit Freunden aus? Kommen da nicht doch hin oder wieder die Gedanken aus der Vergangenheit hoch und der Wunsch diese Zeiten noch einmal erleben zu dürfen. Es gab die „schönen Zeiten“ mit Alkohol. Wir dürfen heute auch hin und wieder mal in diesen Zeiten schwelgen, aber das NEIN zum Alkohol und das JA zum Leben, sollten/dürfen wir dabei nicht aus den Augen verlieren.

Nun ging es mit der Frage „Wo befindet sich das eigene persönliche individuelle Element? Das Element, in welchen wir uns wohl fühlen, durch- bzw. aufatmen können. Diese kleinen kurzlebigen oder auch etwas größere Zeiten, Räumlichkeiten, Rückzugsorte … benötigen wir, um runterfahren, in uns gehen, Luft ablassen… zu können. Wer dieses wirklich noch nicht bewusst wahrgenommen hat, könnte es jetzt einmal tun und wird ggf. feststellen – ach da gibt es ja schon einen, aber den habe ich bisher nicht wahrgenommen.

Jetzt ist die Zeit für Katrin gekommen, uns zu verlassen. Natürlich mit dem Versprechen wiederzukommen. Wir bedankten uns recht herzlich bei ihr und wünschten uns auch ein Wiedersehen.

   

Jetzt ist die Zeit für Katrin gekommen, uns zu verlassen. Natürlich mit dem Versprechen wiederzukommen. Wir bedankten uns recht herzlich bei ihr und wünschten uns auch ein Wiedersehen.

   

Jetzt ist die Zeit für Katrin gekommen, uns zu verlassen. Natürlich mit dem Versprechen wiederzukommen. Wir bedankten uns recht herzlich bei ihr und wünschten uns auch ein Wiedersehen.

Nun machten wir eine längere Pause. Diese war für alle gut, um erst einmal alles bisher gehörte setzen lassen zu können.

Nach der Pause ging es in die Gruppenarbeitsphase. Wir teilten uns in 5 Gruppen auf und jede arbeitete an der gleichen Aufgabenstellung. Welchen Glaubenssatz hat bzw. lebt jeder Einzelne. Diese wurden in der Gruppe nach einer Erläuterung des Betroffenen dann diskutiert. Dabei gab es bereits positive aber leider auch negative Formulierungen dieser Sätze. Somit waren die Bedingungen für einen regen und intensiven Austausch gegeben. Im Weiteren ging es dann darum einen neuen Glaubenssatz formulieren zu können. Ein Glaubenssatz, welcher sich gut in sich selbst anfühlt und somit motivieren kann. Nach dieser Gruppenarbeit beendeten wir diesen Arbeitstag, denn als diesen würde ich ihn bezeichnen.

 

Den Abend ließen wir nach dem Abendbrot in geselliger Runde ausklingen. Viele trafen sich in kleinen Gruppen, um ein oder auch mehr Spiele zu spielen. Es war ein sehr entspanntes vor allem aber lustiges Ausklingen. Und das war genauso wichtig, wie der bis dahin verlaufende anstrengende Tag.

Am Sonntag, dem letzten Vormittag, ging es zum Einstimmen mit dem Lied „Willkommen im Leben“ von Ute Freudenberg los. Mich persönlich und sicherlich auch andere, spricht dieses Lied emotional sehr an. Es lässt vieles aus der Vergangenheit Revue passieren. Nun ging es in die Auswertungsrunde der Gruppenarbeiten. Jede Gruppe legte ihre Ausarbeitung vor und es wurde noch einmal intensiv darüber gesprochen. Dabei wurden teilweise einzelne sehr persönliche Erfahrungen besprochen. Hierfür hätten wir sicherlich noch viel mehr Zeit benötigt, aber die Zeit bei diesen Seminaren ist begrenzt. Ich möchte hier noch kurz ein paar neu formulierte Glaubenssätze aus der Gruppenarbeit aufzählen:

  • Achtsamkeit auf sich selbst  wenn die Umgebung dazu nicht passt, muss/sollte ich diese für mein persönliches Glück verlassen

  • Ich kritisiere nicht Dich, sondern Dein Verhalten (was dieses mit mir macht)

  • Es hat nichts mit mir zu tun

  • Wer hat jetzt das Problem?

  • Was werden die Leute sagen?  Wir machen nichts der Leute wegen.

  • Jedes Negative hat auch einen positiven Kern

Das Thema Glaubenssätze kann aber auch sehr gut in den Selbsthilfegruppen ein immer wiederkehrendes Thema sein bzw. werden. Dann gab es noch eine Buchempfehlung zu diesem Thema: „Das Kind in Dir, muss Heimat finden“ von Stefanie Stahl.

Und nun ging es auch schon in die Abschlussrunde. Dieses Seminar mit dem benannten Thema bekam, glaube ich sagen zu können, volle Punktzahl. Alle konnten sich hieraus etwas mitnehmen. Die Weitergabe in jede Selbsthilfegruppe wird sicherlich überall ankommen. Viele wollen im nächsten Jahr wiederkommen. Ein ganz großes Dankeschön bekamen unsere beiden Organisatorinnen Bea und Katja, welche dieses Seminar mit ganz viel Herzblut vorbereitet und durchgeführt haben. Macht bitte weiter so.

                                                                                                         Silke Sonnemann

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