Betroffenenseminar 1 Thema: „Abstinenzmotivation-Wie erhalte ich meine Abstinenz?“

Vom 12.06. bis 14.06.20 fand im Kiez Querxenland Seifhennersdorf unser erstes Betroffenenseminar statt. Aufgrund Corvid 19/Corona war dies unser erstes Seminar in diesem Jahr überhaupt. Durch große Kontakteinschränkungen war dies nicht möglich. Wir waren sehr erleichtert, dass wir es durchführen und uns endlich wieder treffen durften. 

Am späten Freitagnachmittag kamen alle an. 19.00 Uhr starteten wir mit einer Begrüßungsrunde. Nach einer Geschichte über Motivation gaben Ralph und Jacqueline allen Teilnehmern die Gelegenheit sich vorzustellen und preis zu geben, was denn die Motivation dafür war, an diesem Seminar teilzunehmen. Danach wurden noch aktuelle Probleme besprochen und die ersten Diskussionen waren gestartet.

Am Samstagvormittag freuten wir uns Frau Forst, Suchtberaterin aus Radebeul, als Referentin begrüßen zu können. In den letzten Wochen hatte sich Vieles für jeden einzelnen von uns verändert. Der normale Tagesablauf war für alle nicht mehr möglich. Die Corona Pandemie stellt die Abstinenz der Suchtkranken auf die Probe. Frau Forst leitete eine Diskussion über diese Herausforderung mit einem kurzen Film ein. In diesem beschrieb das Virus, was es uns mit auf den Weg geben wollte. Das Virus wollte unseren Blick auf die wesentlichen Dinge des Lebens richten. Es gibt vieles was wir als selbstverständlich hinnehmen. Der Film macht auf einiges davon aufmerksam. Auf einmal ging es nicht mehr sich mit persönlich wichtigen Menschen zu treffen. Mit Enkeln, Großeltern, Freunden oder der Selbsthilfegruppe konnte meist nur per Telefon Kontakt aufgenommen werden. Es fehlte die Mimik und Gestik sowie körperliche Nähe. Viele Betriebe mussten Kurzarbeit beantragen. Es zählte nicht mehr schneller, höher, weiter, sondern die Gesundheit. Es waren nur Lebensmittelgeschäfte geöffnet, was uns vor Augen führte, dass wir unseren Konsum durchaus herunterfahren können. Der geplante Urlaub fiel in Wasser. Es gab auf vielen Gebieten Entschleunigung.

Nach einigen Minuten der Nachdenklichkeit wurden die Teilnehmer befragt, wie sie denn die Zeit erlebt hatten. Das die Möglichkeit Selbsthilfegruppen zu besuchen nicht bestand, war nicht schön, aber der Kontakt blieb bei allen bestehen. Sowohl telefonisch als auch mal mit einer einzelnen Person treffend, um spazieren zu gehen. Schwierig waren auch die Pflege und schließlich die endgültige Verabschiedung eines Elternteils. Die Geburt eines Enkelkindes, welches bisher nur auf einem Bild bestaunt werden konnte oder der 60. Geburtstag der perfekt vorbreitet war, aber letztendlich nicht stattfand, weil eine Absage nach der Anderen eintrudelte. Einige waren von Kurzarbeit betroffen, kamen damit eher gut zurecht und sahen das auch als Chance für andere Dinge bzw. etwas Ruhe.  

Aber was motiviert denn einen abstinent lebenden Alkoholiker in schwierigen Situationen stark zu bleiben und nicht zur Flasche zu greifen. Darüber wurde diskutiert. Die Vorstellung darüber, was passieren würde, wenn ..., lässt so unschöne Bilder im Kopf auftauchen, dass sie die angenehmen Erfahrungen mit Teufel Alkohol übermalen. Die neu gewonnene Freiheit, der Stolz es hinzubekommen ohne Alkohol zufrieden zu leben, zu wissen was für eine Wesensveränderung durch Alkohol stattfindet, sind dabei wichtige Faktoren. Aber auch Menschen, die den Kampf gegen den Alkohol mitgekämpft haben, zum Beispiel Angehörige, wieder zu enttäuschen spielt dabei eine Rolle. Auch das Bewusstsein, dass mit einem einzigen Schluck der Kampf wieder neu losgehen könnte, ist Motivation in schwierigen Zeiten konzentriert zu bleiben. Vielen Dank an Frau Forst für dies bewusst zu machen, dass wir alle diese ungewöhnliche Zeit bestens gemeistert haben. 

Nach der Mittagspause sprachen wir darüber, das positiv denken allein nicht reicht, um motiviert zu bleiben. Es ist wichtig Wünsche/Ziele vor Augen zu haben, sich klar zu machen was das Ergebnis davon ist, wo Hindernisse liegen könnten und einen Plan zu schmieden, wie diese zu bewältigen sind.

Danach ging es an die Gruppenarbeit. Da war die Kreativität der Teilnehmer gefordert. Die verschieden Kleingruppen sollten eine Insel gestalten, welche noch vollkommen unbebaut war. Sie sollten dabei nachdenken, was und wen sie gern auf der Insel hätten und wen oder was nicht. Eine Gruppe bildeten die 6 Angehörigen und es gab noch 3 weitere. Alle Teilnehmer waren sehr rege beschäftigt. Es wurde gemalt und gepinselt und vor allem sehr wertvolle Gespräche geführt. Es entstanden kleine Kunstwerke. Den gemütlichen Grillabend zum Ausklang des Tages hatten sich alle verdient.

Danach ging es an die Gruppenarbeit. Da war die Kreativität der Teilnehmer gefordert. Die verschieden Kleingruppen sollten eine Insel gestalten, welche noch vollkommen unbebaut war. Sie sollten dabei nachdenken, was und wen sie gern auf der Insel hätten und wen oder was nicht. Eine Gruppe bildeten die 6 Angehörigen und es gab noch 3 weitere. Alle Teilnehmer waren sehr rege beschäftigt. Es wurde gemalt und gepinselt und vor allem sehr wertvolle Gespräche geführt. Es entstanden kleine Kunstwerke. Den gemütlichen Grillabend zum Ausklang des Tages hatten sich alle verdient.

Sonntagvormittag begannen wir den Tag mit dem Wort zum Sonntag. Dazu wurde eine Geschichte vorgelesen, welche nachdenken lies ob es denn sinnvoll ist sich dem Streben nach immer mehr hinzugeben.

Danach ging es an die Auswertung der Kleingruppenarbeit. Die Teilnehmer stellten ihre Inseln vor. Ganz klar war dabei erkennbar, dass jede Insel zuerst die überlebensnotwendigen Dinge brauchte, Wasser und Feuer, Nahrungsanbau, Tiere. Dann gab es ein Ort zur Zusammenkunft welcher genauso wichtig war, wie die Möglichkeit sich zurückziehen zu können. Verschiedene Hobbys, Entspannungsorte, Kultur kamen auch dazu. Bei einer Insel schwammen Hai ringsherum, welche die nicht willkommenen Dinge wie Alkohol, Krankheit, Medien, Konsum usw. fernhielten. Alle Inseln wünschten sich auch Struktur im Zusammenleben. Ganz verschieden war es, ob man sich den Ehepartner, Enkel oder andere liebe Menschen mit auf die Insel wünscht. Für manche notwendig, andere fanden den Gedanken, sich wiedermal auf sich besinnen können für sich allein sehr wünschenswert. Die Gruppenarbeit erfüllte alle Erwartungen.

Nach einer Reflektionsrunde zum Wochenende war es dann auch schon wieder so weit. Es ging ans Abschied nehmen. Es war ein tolles Wochenende mit neuen Erkenntnissen und intensiven Gesprächen. Das Wochenende hat uns darin bestärkt uns weiterhin zu motivieren Abstinent zu bleiben. Wir freuen uns auf weitere Seminare.

                                                                                                                          Jacqueline Klieme und Ralph Müller

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