Bericht zum Jugendseminar vom 06.10.- 08.10.2023 im Kiez Querxenland Seifhennersdorf

Am Freitagnachmittag den 06.10.2023 gleich im Anschluss der Woche mit Kindern aus suchtbelasteten Familien starteten wir Uwe, Matthias und Ralph vom Landesverband und 13 Jugendlichen zu unserem alljährlichen Jugendseminar, Themenwunsch aus dem Jahr 2022 war Uwe`s Lebensbericht mit allen Facetten seiner Alkoholerkrankung.

Alle 13 Teilnehmer waren pünktlich bis 18.00 Uhr eingetroffen. Nach dem gemeinsamen Abendbrot haben wir 19.00 Uhr mit einer Vorstellungsrunde begonnen. Diese war etwas anders aufgebaut wie die Jahre zuvor. Die meisten der Jugendlichen kennen sich schon viele Jahre durch die vorrangegangenen Jugendseminare und einige sogar noch länger durch die Woche mit Kindern. Um etwas mehr aus den Jugendlichen zu kitzeln, hatte ich eine Rolle Strick mitgebracht, welche ich zum Anfang wahllos einem Jugendlichen zuwarf, dabei den Strickanfang bei mir gelassen habe. Diesem habe ich dann eine persönliche Frage gestellt, welche beantwortet werden konnte (nach dem Motto, jeder kann, keiner muss antworten). Es kamen Fragen auf wie z. Bsp. was, wann, wieviel hast du konsumiert, beruflicher Wertegang u.v.m. So ging der Strick mehrmals reihum und wir so etwas wie ein großes Spinnennetz zum Ende auf dem Fußboden hatten. Gegen 21.00 Uhr haben wir dann Schluss gemacht, einige der Jugendlichen haben sich noch zum Reden auf dem Zimmer bis spät in die Nacht getroffen.

Samstag um 09.30 Uhr war dann Uwe mit seiner Lebensgeschichte dran. Es ist schon krass, was Uwe in seinem Leben durchgemacht hat. Aus einem zerrütteten Elternhaus zu DDR-Zeiten kommend, zog er frühzeitig durch die Straßen und Kneipen von Radebeul und Dresden. Dadurch kam es mit dem damaligen Staatsapparat und der Stasi zu Konflikten, welche u.a. Haftstrafen nach sich zogen. Ausreiseantrag, Abbruch Lehre, andere Lehre aufgenommen, wieder Haft, es war ein auf und ab in Uwe´s damaligen Leben. In Haft hat er Tattoos stechen lassen welche er noch heute trägt und auch sichtbar sind. Seine Karriere ging bis zum menschlichen Verfall, er war ganz weit unten angekommen. Irgendwann Anfang der 2000er Jahre bekam er die Chance sein Leben neu zu ordnen. Trotz Rückschläge hat er es geschafft sich zu rehabilitieren. Er bekam Arbeit, fand seine große Liebe und baute Stück für Stück sein Leben wieder auf und ist sogar seit 2005 Geschäftsführer unseres Landesverbandes. Seine Geschichte ging allen sehr nah. Zeigte aber auf das auch ein „hoffnungsloser Fall“ es mit eisernem Willen und Stärke schaffen kann sich aus eigener Kraft aus dem Sumpf zu befreien.

Nach dem Mittagessen hatten die Jugendlichen die Möglichkeit einer Frage-Antwortrunde zu Uwe seinem Lebenslauf. Entweder waren alle davon noch so beeindruckt und sprachlos, wohl keiner dies unserem Uwe zugetraut hatten oder aber sich niemand großartig getraute zu fragen. Jedenfalls gab es wenige Rückmeldungen/ Fragen seitens unserer Teilnehmer. Aus diesem Grund beschlossen wir mit der Technik zu arbeiten. Wir hatten schon im Vorfeld den Rechner mit dem Fernseher gekoppelt, um damit arbeiten zu können, leider gab es einen Kurzschluss und das ganze OG hatte keinen Strom mehr. Wir schafften es darauf hin noch etwas Zeit zu überbrücken, aber irgendwie hatten wir den roten Faden verloren. So haben wir den Samstag etwas eher aufgehört, wie es geplant war. Ich habe noch persönlich ein längeres Gespräch mit 2 Teilnehmern geführt um welches sie beide gebeten hatten und hoffe das beide wieder die Kurve bekommen. Den Abend verbrachte die meisten Jugendlichen in trauter Runde bei Gesellschaftsspielen bis weit in den Sonntagmorgen.

Den Sonntagvormittag nutzen wir immer zu einer ehrlichen und tiefgreifenden Auswertung. Leider sind wir dabei nicht so gut weggekommen. Es spielten einige Faktoren dabei rein, welche wir bis nächstes Jahr versuchen, abzustellen. Zum einen muss jemand frisches aus dem LV beim Jugendseminar die Leitung innehaben, soll heißen nur einen Teil der Kinderwoche mit durchlaufen und dann Jugendseminar oder aber nur das Jugendseminar, wie damals bei Conny. Der Grund ist einfach der, dass wir alle 3 schon fix und alle von der Kinderwoche waren, diese sehr viel Energie von jeden einzelnen abverlangt. Wir sind alle hauptberuflich tätig, nehmen für die Kinderwoche extra Urlaub und zollen mittlerweile auch unserem Alter Tribut. Und darunter sollte das Jugendseminar nicht leiden. Auch werden wir nach 2 Jahren Lebensberichte wieder nächstes Jahr thematisch arbeiten. Wir werden evtl. die Co-Abhängigkeit oder die 5 Säulen des Lebens aufgreifen.  Wir möchten uns bei allen Jugendlichen für die offenen und ehrlichen Rückmeldungen bedanken und versprechen es die nächsten Jahre wieder besser zu handhaben.

Im Namen des Landesverbandes

Ralph Müller

Nach oben