Rückblick auf das 1. Betroffenenseminar 2024

Das erste Betroffenenseminar 2024 fand vom 24.05.-26.05.2024 im altbe-kannten Kiez Querxenland in Seifhennersdorf statt. Ich glaube sagen zu können, dass sich alle Teilnehmer – egal ob neu oder zum wiederholten Male – auf dieses Seminar sehr gefreut haben. Das Thema „Freiheit von Sucht“ ist ein Wunsch, der in jedem von uns ersehnt wird und der Weg für unser Ziel ist. Aber was steckt dahinter, was gehört dazu? Gibt es unterschiedliche Ansichten von Betroffenen und Angehörigen darüber? Und genau um diesen Austausch untereinander soll es gehen. Dazu fand am Freitagabend nach der Vorstellungs-runde der erste kleine Austausch statt. Welche Erwartungen haben wir an dieses Seminar? Somit war die erste kurze aber doch intensive Diskussionsrunde gestartet.

Den Abend ließen wir dann wie gewohnt mit dem Besuch im Eiscafé aus-klingen. Auch das gehört zu einem erfolgreichen Seminarwochenende mit dazu – eine gesunde Mischung zwischen Arbeiten und Entspannung zu finden. Und die Gespräche in solchen Erholungsphasen brechen ja nicht ab.

 

Am Samstag ging das Seminar mit 2 erfahrenen Suchttherapeutinnen, Frau Morgenstern und Frau Forst, aus der Suchberatungsstelle Radebeul weiter. Zunächst einmal gab es noch eine kleine Vorstellungsrunde, wobei uns die Suchttherapeutinnen baten, die Abstinenzzeit mit anzugeben. An dem Seminar nahmen 12 Betroffene und 5 Angehörige teil. Die 12 Betroffenen haben zusammen eine Abstinenzzeit von knapp 99 Jahren zusammen erreicht. Eine Zahl, die allen Mut machen soll, weiter am Ball zu bleiben.

Nun wurden wir aufgefordert einmal gemeinsam zusammenzutragen, was wir unter Freiheit verstehen. Und da kam einiges zusammen, wie z.B.:

  • sich nicht selbst einzuschränken, keine Angst mehr zu haben, selbstbestimmt zu sein, Anerkennung zu erhalten, sich zeigen können, weniger Sorgen, kein schlechtes Gewissen mehr zu haben, die eigene Meinung sagen zu können, locker und entspannt zu sein …..

Im Anschluss stellten die Suchttherapeutinnen folgende Thesen in den Raum:

  • Sucht bedeutet Unfreiheit

  • Abstinenz bedeutet mehr Freiheit

  • Freiheit ist die Einsicht in die Notwendigkeit

Diese 3 Thesen gaben uns noch einmal eine sehr gute Grundlage zum Austausch untereinander. Auch die Ansichten, Gedanken und Gefühle zwischen Betroffenen und Angehörigen kamen gut zum Austausch. Im Anschluss wurde über ein weiteres wichtiges Thema gesprochen: Jeder Betroffene hat die Freiheit über seine Suchterkrankung zu reden – was, wieviel, mit wem. Die Ansichten gingen natürlich teilweise auseinander. Aber es gibt dabei kein richtig oder falsch. Hier war es einfach wichtig sich auszutauschen, um evtl. neue bzw. andere Ansichten zu hören und darüber nachzudenken. Die Ent-scheidung mit wem wir in welchen Austausch treten – in der Familie, im Freundeskreis, im Arbeitsumfeld und im sozialen Umfeld – muss letzten Endes jeder selbst treffen. Somit war der Vormittag sehr schnell vergangen und die Suchttherapeutinnen verabschiedeten sich.

 

 

Nach dem Mittag wurde in Kleingruppen mit diversen Aufgabenstellungen weitergearbeitet. Schwerpunkte waren dabei die Freiheit über die Sucht-erkrankung zu reden und die Fragen, welche am Eröffnungsabend in Bezug auf unsere Erwartungen an das Seminar angesprochen worden. Der Austausch in diesen kleinen Gruppen ermöglicht allen noch etwas mehr aus sich heraus-zukommen und zu reden. Jeder hat hier die Möglichkeit noch mehr zu Wort zu kommen. Die Auswertung dieser Gruppenarbeiten im Nachhinein fasst dann für alle noch einmal im Großen und Ganzen die erarbeiteten Gedanken zu-sammen.

Der Samstagabend wurde mit einem Grillabend gestartet. Danach kamen wieder diverse Gespräche in Gang. Ein Teil der Gruppe ging dann spazieren, ein anderer Teil hörte sich Musik an.

Am Sonntagvormittag kamen wir dann auch schon zur letzten Austauschrunde dieses Seminars zusammen. Die restlichen offenen Punkte der Gruppen-arbeiten wurden zusammengetragen und im Anschluss gab es einen Rückblick auf dieses Seminar. Alle Teilnehmer bestätigten den tollen Erfolg dieses Seminars. Die Themen, der Austausch, das Miteinander hat allen das gebracht, was sich jeder vorgestellt und erhofft hat.

An dieser Stelle möchten wir auch an unsere Freunde Matthias Sanftleben und Ralph Müller Danke sagen. Ohne ihre Vorbereitung und Durchführung des Seminars wäre dies so nicht möglich gewesen.

                                                                                                                                Silke Sonnemann (SHG Plauen)

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