Frauenseminar 2020

Ursprünglich sollte dieses Seminar im April stattfinden. Aber dann kam Corona 1. Lockdown und wir mussten es verschieben.

 

Nun endlich vom 30.10. bis 01.11.20 konnte es im Querxenland Seifhennersdorf durchgeführt werden. Ursprünglich hatten sich über 30 Frauen angemeldet. Da allerdings gerade der 2. Lockdown angekündigt wurde, sagten einige verständlicherweise ab. Trotzdem nahmen zahlreiche Freundinnen teil.

Das Thema des diesjährigen Frauenseminars lautete: „Ruhe und Kraft finden in bewegten Zeiten der Abstinenz“. Die Leitung des Wochenendes lag in den Händen von Beatrice` Schober und Jacqueline Klieme.

Am späten Freitagnachmittag kamen alle nach und nach an. Nach dem Abendbrot starteten Bea und Jacqui mit einer Begrüßungsrunde.

Um diese etwas aufzulockern, schrieb jeder einen Begriff auf einen Zettel und warf ihn in einen Topf. Nun ging es los. Es wurde ein Begriff gezogen, dieser musste mit in die Vorstellung eingebaut werden. So erfuhren wir wie wichtig Freunde sind, wer sich mal wieder einen Rosenstrauß wünscht und andere Dinge. Es wurden intensive Gespräche geführt.

Am Samstag wurde das Seminar fortgesetzt. Wir begrüßten voller Spannung Referentin Katrin Leithold Dipl. Sozialpädagogin aus Döbeln.

Zunächst betrachteten wir eine Insel und sollten uns überlegen, wo auf der Insel wir uns sehen. Auf der Insel gab es viele schöne Sachen. Tiefland des Verwöhnt werdens, Ebene der schönen Momente, Seele baumeln, Humor behalten usw. Jeder fand sein Plätzchen.

Danach machten wir eine Phantasiereise zu unserem Lieblingsbaum. Dazu wurde uns eine Entspannungsgeschichte vorgelesen. Wie schilderten unsere Eindrücke und Katrin erklärte uns wie wir währenddessen ticken. Wir konzentrieren uns auf uns, wir beobachten uns, werfen einen Blick von oben auf uns. Es ist auch voll in Ordnung mit Bäumen zu reden. Hier findet zwar ein äußerer Austausch statt, aber wir gehen dabei in den inneren Dialog. Schwierig war es auch Geräusche auszublenden.

Die Akzeptanz, dass sie da sind und sie dennoch weiterzuschicken, ist eine hilfreiche Brücke. Diese Übung sollte uns zeigen, wie wichtig es ist, in schwierigen Zeiten den Blick auf uns zu richten, tief durchzuatmen und uns auf uns zu konzentrieren. Für einen alkoholabhängigen Menschen ist dies besonders wichtig. Ein unbedachter Moment, ein Nachlassen des Blicks auf sich selbst, kann schnell zur Selbstüberschätzung oder Unachtsamkeit führen. Damit verstärkt sich die Gefahr des Rückfalls.

Wichtig ist eine gute Selbstreflektion und ein stolz auf sich sein, um ein gutes Selbstwertgefühl zu erlangen. Aber auch der Körper spielt dabei eine wichtige Rolle. Ein liebevoller Umgang mit diesem ist extrem wichtig. Vielen von uns wurde mit auf den Weg gegeben sich selbst nicht so wichtig zu nehmen. Aber wir sind wichtig und so ließ Kathrin uns im Kreis aufstellen und eine stolze Körperhaltung annehmen. Das fühlte sich super an. Oh ja, wir sind stolz auf uns.

Das war alles sehr spannend und der Vormittag ging viel zu schnell vorbei. Wir verabschieden und herzlich.

Nach einer Mittagspause ging es weiter. Jetzt stand Kleingruppenarbeit auf dem Programm.

Die Aufgaben dazu waren, eine besondere, abgeänderte Art von “Name, Stadt, Land” zu spielen, um dann gut gelaunt folgende Fragen zu beantworten.

  • Worauf bin ich stolz?

  • Wer unterstützt diesen Stolz, bzw. dein Selbstwertgefühl und deine Stärken am Meisten?

  • Wodurch (was hilft dir) erinnerst du dich in “Schlechten Zeiten” an deinen Stolz?

Es wurde sehr intensiv geredet und diskutiert. Viele waren stolz den Alkohol hinter sich gelassen zu haben. Sie berichteten aus der Zeit des Trinkens und wie sie es geschafft haben in die richtige Richtung zu gehen und reflektierten dabei, wie sie in dieser Zeit der Abstinenz gewachsen sind.

Am Samstagabend wurde in fröhlicher Runde beisammengesessen, Waffeln gebacken, erzählt und gelacht.

Und schon war es Sonntag. Wir starteten mit dem Wort zum Sonntag. Bea lass dazu eine sehr passende Geschichte vor. Danach übten wir nochmal die Sache mit der Entspannung und der Konzentration auf uns selbst. Dazu gab es eine Guten Morgen Meditation aus dem Lautsprecher (APP). Leider war der Lärmpegel von außen sehr hoch. Dennoch kam die Rückmeldung, dass dadurch angeregt wurde, dies auch zu Hause mal wieder zu tun. Nun werteten wir noch die Gruppenarbeit aus. Dies machten wir alle gemeinsam. Jeder hatte etwas, worauf er stolz war, dennoch viel es einigen nicht so leicht diese wirklich aussprechen zu können. Das Wort stolz war früher kein gutes Wort. Es wurde verknüpft mit Arroganz, mit man setzt sich nicht in den Mittelpunkt, Eigenlob stinkt. Wir hatten nach dieser Runde aber alle verstanden, dass diese Denkweise veraltet ist. Es ist wichtig stolz auf sich zu sein, um Ruhe und Kraft zu finden in schwierigen Zeiten der Abstinenz. Und wir hatten herausgefunden, wer und was uns dabei hilft. Dies sind, Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen, Dankbarkeit ausdrücken, optimistisch in die Zukunft blicken, Freuden des Lebens genießen, Sport treiben, Lebensziele verfolgen, die Selbsthilfegruppe.

Wir ließen das Wochenende nochmal Revue passieren. Es war ein gelungenes Seminar. Wir stellten uns dann nochmal im Kreis auf, Hände in den Hüften, Brust raus und konnten nur noch eines sagen: Wir sind stolz auf uns und wissen wir mit Ruhe und Kraft schwierige Zeiten meistern können.

Béatrice Schober & Jacqueline Klieme

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