„Wer bin ich und wenn ja wie viele? Meine Identität als…“


Vom 12.05. bis 14.05.23 fand unser diesjähriges Frauenseminar unter dem Thema: „Wer bin ich und wenn ja wie viele? Meine Identität als…“ statt.

Um mehr über dieses Thema zu erfahren und zu schauen was dieses Thema mit Sucht zu tun hat, reisten 24 Frauen in Seifhennersdorf, im Querxenland, an.

Viele der Frauen kannten sich bereits aus vergangenen Seminarwochenenden der Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe Sachsen. Sie freuten sich sehr darauf, sich zu sehen. Sie wollten erfahren, wie sich die Lebensgeschichte fortgesetzt hat und wie Herausforderungen stabil abstinent gemeistert wurden.

Die Leitung des Seminars haben Béatrice Schober und Jacqueline Klieme übernommen. Beides Vorstandsmitglieder im Landesverband der Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe in Sachsen. Für den Fachlichen Teil war Katrin Leithold (Sucht- und Familientherapeutin aus Döbeln) eingeladen.



Der Freitagabend startete mit einer Begrüßungsrunde. Dazu suchten sich alle Frauen einen Gegenstand, aus der vorbereiteten Mitte, aus und erzählten, was dieser mit ihnen zu tun hat. So kamen wir gut ins Gespräch. Auch über die Erwartungen an das Wochenende tauschten wir uns noch aus.

Am Samstag früh war Katrin Leithold gut angekommen und wir freuten uns auf ihre fundierte Sicht zum Thema.

Zum Einstieg berichtete sie über die Göttin Gaja. Sie ist die griechische Muttergöttin und der Ursprung aller griechischen Götter.

Identität lässt sich verschieden betrachten. Von Geburt an haben wir ein voll ausgeprägtes Nervensystem – Identität. Danach findet das Kennenlernen von uns selbst statt und die Erkenntnis: Ich bin Ich. Das ist eine Kostbarkeit, denn daraus folgt die Selbstwirksamkeit – ich bestimme mein Leben. Die Identität ist folglich dann eine Mischung aus Begabung und Entwicklung. Selbstwirksamkeit und Sucht? Ja, wenn wir nicht für uns erkannt hätten, dass in unserer Selbstwirksamkeit etwas extrem aus den Fugen geraten ist, würden wir nicht abstinent leben.


Die Identität lässt sich nicht nur biologisch beleuchten, sondern auch in 5 Säulen einordnen. In die 5 Säulen der Identität nach Petzold (1993). 1. Leiblichkeit (Körper-Psyche-Geist) 2. Soziales (Netzwerke-Beziehungen) 3. Arbeit & Leistung 4. Materielle Sicherheit 5. Werte. Diese Säulen lassen sich einzeln betrachten. Es ist aber auch festzustellen, dass wenn die eine Säule ins wanken gerät, die anderen irgendwie auch mit betroffen sind.

Nach dem sehr lehrreichen Vormittag ging es nach der Mittagspause in die Kleingruppenarbeit (5 Gruppen). Um alle aus dem Mittagstief zu holen, gab es zuvor noch eine Froschgeschichte, wobei immer bei dem Wort Frosch die Arme hochgerissen wurden und alle quak riefen. So fröhlich aufgelockert, waren alle bereit in die Kleingruppenarbeit zu starten. Diese bestand aus 3 Teilen.

Es wurde ein kleiner Spiegel aus Holz, von Jeder individuell, gestaltet. Dabei stellte sich die Frage: Wer ist die Frau die du heute siehst? Beim Gestalten kamen die Frauen gut ins Gespräch darüber, wer sie mal waren und wie ihre Abstinenz oder die Abstinenz des Angehörigen, sie verändert hat.

Des weiteren erhielten alle ein Arbeitsblatt zum Tempel der Identität. Dort waren die 5 Säulen der Identität nochmal aufgeführt und in die darunter stehenden Zeilen wurde der momentane Ist Stand eingetragen. Während des darüber Nachdenkens entstanden wertvolle Gedanken und Gespräche. So zum Beispiel über die Werte. Was sind denn meine Werte? Was ist mir dabei wirklich wichtig? Ehrlichkeit, Pünktlichkeit, Hilfsbereitschaft, Treue, Verlässlichkeit sind oft Dinge die wir auch von anderen Voraussetzen und sind enttäuscht, wenn dies nicht so eingehalten wird. Aber eigentlich sind es doch unsere persönlichen Werte. Was, wenn jemand diese nicht mit mir teilt? Hat das Auswirkungen auf die Säule der Beziehung? Sollte ich mich dann zum Beispiel aus einer Freundschaft lösen, weil mir diese so nicht gut tut? Es gab unterschiedlichsten Diskussionsbedarf in den Gruppen. Der 3. Teil der Gruppenarbeit bestand daraus, dass jede Gruppe eine ihr zugeordnete Säule so darstellen sollte, dass alle noch einmal für sich verstehen konnten, um was es bei der Säule geht.



Es war ein sehr lehrreicher Tag. Nach dem Abendessen waren alle eingeladen an einem Bingo Abend teilzunehmen. Dieser war sehr lustig und wurde auch genutzt, um ganz private Gespräche zu führen.

Und schon war es wieder Sonntag, Tag des Abschieds.

Es ist zu einer liebgewonnenen Tradition geworden, uns zum Einstig in diesen Tag das Lied von Ute Freudenberg „Willkommen im Leben“ anzuhören. Danach hat Bea´ uns als Wort zum Sonntag eine Geschichte vorgelesen.

Dann ging es in die Auswertung der Kleingruppenarbeit. Die verschiedenen Säulen der Identität wurden präsentiert. So zum Beispiel die Säule 1 Körper – Psyche – Geist, durch eine Sportgruppendarbietung. Eine andere Gruppe stellte eine eigene sehr persönliche Situation, in einem Rollenspiel sehr anschaulich dar.

Uns allen wurde noch einmal bewusst, wie veränderlich die eigene Identität ist und auch wie sehr die einzelnen Säulen miteinander verbunden sind. Als wir noch Suchtmittel konsumiert oder deutlich gesagt gesoffen haben, hatte das Auswirkung auf alle 5 Säulen. 1. Säule Leiblichkeit – wir haben unseren Körper vernachlässigt bzw. Zell- und Nervengift reingeschüttet. Körper/Gesundheit/Psyche haben gelitten. Dies hatte natürlich Auswirkungen 2. Säule die Beziehungen und auch die 3. Säule, die Arbeit und Leistung. Wenn dies nicht mehr so funktionierte, dann wankten auch die materiellen Werte Säule 4 und unser eigenen Werte, Säule 5 haben sich auch verschoben z. Bsp. die Ehrlichkeit. Die Erkenntnis, dass wir selbst die Fäden unserer Identität und damit unseren Selbstwert, unsere Selbstliebe und unser Selbstbewusstsein in der Hand haben, war uns schon allen irgendwie bekannt, aber das nochmal so strukturiert zu sehen, zeigt uns wie wichtig es ist auf uns zu achten und wie gut es ist abstinent zu leben. Darauf zu achten im Gleichgewicht zu bleiben ist Basis dazu.

Am Ende des Seminars gaben alle noch ein Feedback. Das Wochenende wurde als sehr wertvoll und lehrreich empfunden. Ein großer Dank für dieses tolle Wochenende an alle Teilnehmerinnen, Gestaltern und vor allem auch an Katrin Leithold.

Jacqueline Klieme

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