Infoseminar 22.-24.08.25
Vor nunmehr zwei Jahren begannen meine Besuche mit ebenso einer Infoveranstaltung. Nun ist es schon mein siebentes Seminar und ich kann tatsächlich sagen: "Die Vorfreude steigt von Mal zu Mal!".
Kurz vor 19:00 fanden sich langsam alle im Tagungsraum ein. Ein paar lustige Gespräche in der wartenden Runde lockerten die Atmosphäre etwas auf und waren Beleg dafür, dass sich hier ein 'Freundeskreis' eingefunden hatte.
Dann wurde es ernst. Matthias startete die Vorstellungsrunde. Dabei sollten alle mal kundtun, welchen Posten sie in der Gruppe innehaben. Und was soll ich sagen - alle Anwesenden hatten tatsächlich eine spezielle Aufgabe - alle außer mir. Also habe ich mich gedanklich schon mal dazu verdonnert, diesen Bericht zu schreiben.
Dann wurden die Fragen erfasst, welche wir übers Wochenende gern beantwortet hätten. Bei 21 Teilnehmern war das Interesse breit gefächert. Was da im Einzelnen zur Disposition stand, kann sich sehen lassen.
Schon Freitag gab es Antworten zum Internetauftritt. Im Wesentlichen liegt es am noch andauernden Lernprozess. Die Fertigstellung der neuen Webseite ist noch nicht allzu lange her und die Verantwortlichen sind schließlich keine Computerexperten. Geben wir ihnen doch einfach die Zeit sich einzuarbeiten.
Der Vorstand gab auch schon ein paar Tipps zur Gruppenneugründung und wo eventuell Hilfe erfragt werden kann. In diesem Zusammenhang wurde auch die Kontogestaltung der Gruppen und Vereine diskutiert, wie neue Gruppen an Anschubfinanzierungen kommen und wie einfach der Weg in den Verbund der 'Freundeskreise' ist.
Damit war das Freitagspensum geschafft. Vorstellung, Fragen sammeln und auch schon die ersten zwei Antworten, für nur eine Stunde ist das schon sportlich. Das geht natürlich nur, wenn alle voll bei der Sache sind und mitmachen. Aber das kenne ich hier gar nicht anders.
Der Abend verlief dann in lockerer Atmosphäre und wurde größtenteils mit Gesprächen verbracht. Es wurde über dieses Seminar gesprochen, alte Freunde tauschten sich privat aus und es wurde auch immer wieder gefragt: "Hast du was von ihr oder ihm gehört? Wie geht's denen?" Man freut sich halt, sich wiederzusehen und vermisst Freunde.

Pünktlich 09:00 ging's am Samstag weiter mit der Beantwortung der gestern gesammelten Fragen.
1. Frage: Diese galt der Ausbildung zum Suchtkrankenhelfer / Gruppenleiter. Der Vorstand gab kund wann und wo die nächste Ausbildung, gesteuert vom Bundesverband, stattfindet. Er wies darauf hin, dass die 'Diakonie' ein solches Ausbildungsprogramm in Moritzburg anbietet und auch das 'Blaue Kreuz' als Veranstalter in Frage kommt. Bei der Krankenkasse können Förderungen beantragt werden.
2. Frage: Hier wurde die alljährliche Delegiertenversammlung thematisiert. Die Gruppen sind angehalten, sich im Vorfeld mit den bekannt gegebenen Themen zu beschäftigen. Die Delegierten sollten das unbedingte Vertrauen der Gruppe haben, da in der Versammlung abgegebene Stimmen und die daraus resultierenden Ergebnisse auch für die eigene Gruppe bindend sind. Mit der Teilnahme an dieser Veranstaltung bekommen die Gruppen ein Werkzeug an die Hand, Einfluss auf die Entscheidungen bzw. die Arbeit des Vorstandes des LV's zu nehmen.
3. Frage: Es ging um die Seminarkosten. Warum sind die Eigenanteile vor Ort in bar zu entrichten? Uwe klärte über die Vorteile der Methode auf. Für ihn stellt es eine Arbeitserleichterung dar und kostenpflichtige Kontobewegungen werden vermieden (z.B. Rückzahlungen, bei kurzfristiger Absage). Einige schilderten, wie die Gruppe mit Kandidaten umgeht, die mit z.T. fadenscheinigen Ausreden nach Anmeldeschluss einen Rückzieher machen.
4. Frage: Hier wurden die Regeln zur Nutzung der WhatsApp- Gruppe erklärt. Es ist beispielsweise nicht erwünscht, Urlaubsfotos, Geburtstagsgrüße u. Ä. zu senden. Dieser Kanal wurde ausschließlich für die Klärung organisatorischer Probleme rund um die Selbsthilfe geschaffen.
5. Frage: Öffentlichkeitsarbeit und Mitgliederwerbung wurden hier erörtert. Es ging z.B. um Vorstellungen in den Fachkliniken. Diese können auch zur Bewerbung der eigenen Gruppe genutzt werden, doch sollten Sinn und daraus resultierender Stellenwert der Selbsthilfe allgemein im Vordergrund stehen. Auch die Kooperation mit SBB-stellen ist wichtig. Gruppen, die darauf zurückgreifen, profitieren i.d.R. davon. Dadurch sind direkte Vermittlungen in die SHG möglich. Im Zusammenhang mit der Website des LV's wurde darauf verwiesen, dass jede Gruppe die Möglichkeit der Internetnutzung hat und sich dazu Rat vom LV holen kann. Ein Info-Stand vom LV, das Auslegen von Flyern wurden genannt und auch die gute alte Mundpropaganda von Betroffenen im privaten Umfeld darf nicht vergessen werden.
6. Frage: Mögliche Gestaltung der Gruppenarbeit wurde behandelt. Das Sammeln von Themen, sowie das Angebot der 'orangenen Mappe' (Hrsg. Bundesverband) wurde erwähnt. Im Vordergrund soll zwar die Beschäftigung mit dem Suchtthema stehen, aber auch Themen aus dem Privatleben der Beteiligten können das Gruppenleben durchaus bereichern. Man lernt sich dadurch besser kennen und kann die eine oder andere Sichtweise besser verstehen.

7. Frage: Nach dem Mittag gab's Angaben zur Entwicklung der Mitgliederzahlen im LV. Diese steigen zwar langsam, aber wenigstens wieder etwas an. Das ist sehr gut, da Fördermittel abhängig von den gemeldeten Mitgliedern an die Selbsthilfeverbände verteilt werden.
8. Frage: Ein Thema mit viel Potential betraf den Umgang mit Mitgliedern, welche an psychischen Erkrankungen leiden. Da sollten wir auch auf geschultes Personal verweisen. Die Therapie muss immerhin speziell auf die Patienten zugeschnitten werden. Wir als Laien können mehr kaputt machen, als zu helfen. Hilfreich wäre es, wenn Betroffene frühzeitig mögliche Begleiterscheinungen nennen, weil dadurch die Akzeptanz in der Gruppe steigt. Eine Anwesende berichtete von ihren depressiven Phasen. Die Gruppe kann zwar nicht direkt helfen, jedoch Verständnis aufbringen. Erörtert wurde auch der Umgang mit Betroffenen, die Selbstmordgedanken äußern
9. Frage: Hier verwies Uwe auf den von ihm gestalteten und jährlich an die Gruppen verteilten Seminarordner. Er erklärte noch einmal dessen Handhabung und dass die Hinweise und Termine unbedingt zu beachten sind.
10. Frage: Einige Mitglieder können sich nachteilig auf das Gruppenleben auswirken, weshalb der Umgang mit ihnen zum Thema wurde. Es gibt solche, mit überzogenem Redebedarf. Da sollte der Gruppenleiter regulierend eingreifen. Andere sind absolut uneinsichtig oder frönen weiter ihrem Suchtmittel und gefährden so den Rest. Da kann es sogar nötig werden, natürlich nach Rücksprache mit der Gruppe, einen Ausschluss in Betracht zu ziehen.
11. Frage: Diese beschäftigte sich mit der Abrechenbarkeit der Fahrtkosten für Teilnehmer ohne eignen PKW. Diese können doppelte Fahrkosten (Hinbringen und Abholen) abrechnen. Bei einer Fahrgemeinschaft ist ein Aufgeld zum Kilometergeld möglich. Beides muss bei der Krankenkasse beantragt werden. Dabei gibt es landesabhängige Regeln.
12. Frage: Die Frage nach speziellen SHG'n für Drogensucht wurde mit einem klaren 'Ja' beantwortet. Einschränkend muss gesagt werden, dass die Verfügbarkeit regional variiert. Es gibt aber auch SHG'n, welche für viele Süchte offen sind. Diese betrachten Drogen- und andere Suchtmittelabhängige oftmals sogar als Bereicherung.
13. Frage: Auf Grund der Überalterung eines Gruppenvorstandes, wurde Rat gesucht und gegeben. Dieser Vorstand sollte konsequent Rücktrittstermine bekanntgeben. Die Stichtage müssen so gewählt werden, dass die Gruppe genug Zeit hat, einen adäquaten Ersatz zu finden und einzuarbeiten. Sonst steht die Zukunft der Gruppe in Frage!
Und dann war das Pensum für diesen Samstag geschafft. Alle geplanten Punkte waren abgearbeitet, alle Fragen zur allgemeinen Genüge beantwortet und auch das eine oder andere persönliche Schicksal besprochen. Wir gingen zum gemütlichen, erholsamen Teil über. Iris und Rudi beglückten uns mit Gegrilltem und es gab es Beilagen, welche von Teilnehmern mitgebracht wurden. Einige fanden sich an der Feuerschale ein. Im persönlichen oder Gruppengespräch ließen wir den Tag ausklingen.


er Sonntag begann mit einer Geschichte, verlesen von Matthias. Uwe wies drauf hin, dass Info-Seminare für alle Fragen veranstaltet werden. Wenn daheim gebliebene Mitglieder solche haben, könnten diese gesammelt und den Teilnehmern mitgegeben werden. Sie dürften auch selbst solch eine Veranstaltung besuchen und sich die Antworten direkt abholen. Uwe setzte uns dann über die Finanzen des LV's ins Bild und erklärte detailliert die Antragsverfahren zur Erlangung von Fördergeldern. Zu den wichtigsten Punkten wurde den Teilnehmern Infomaterial zur Mitnahme in die Gruppen ausgehändigt. Zum Schluss hatten alle noch einmal Gelegenheit, spezielle Problematiken anzusprechen.
Und schon war die Zeit um. Vom Vorstand wurden tatsächlich alle Fragen beantwortet. Da muss man ihm ein ganz dickes Lob für die Vorbereitung aussprechen. In gewohnt herzlicher Manier verabschiedeten sich alle voneinander. Für mich ist das noch immer ein bewegender Augenblick auf den ich mich zwar freue, würde ihn aber trotzdem am liebsten weit nach hinten schieben - ich bin einfach unheimlich gern mit diesen Menschen zusammen.

„Der beste Weg, einen Freund zu haben, ist der, selbst einer zu sein.“ (Ralph Waldo Emerson 1803-1882)
Mit diesen Worten, welche den Geist der 'Freundeskreise' sehr gut wiederspiegeln, möchte ich nun enden.
Uwe Schütze