Bericht Männerseminar vom 15.09.2023-17.09.2023 im Kiez Querxenland Seifhennersdorf

Das diesjährige Thema „Stigma Alkoholiker-ist da etwas dran“

Unser diesjähriges Männerseminar stand unter keinem guten Stern, denn es hätte auch das letzte sein können. Der Grund, die in den letzten beiden Jahren drastisch rückläufigen Teilnehmerzahlen. So hat der Landesverband zur Delegiertenversammlung im März dieses Jahres an alle Männer appelliert, dieses durch mehr Präsenz weiter zu erhalten. Ansonsten würde der Landesverband dieses Seminarwochenende den Frauen zukommen lassen.

Und es kamen mehr Männer wie die Jahre zuvor, zwar nicht so viele wie erhofft, aber doch 19 an der Zahl. Hinzu kam unser Referent Dipl.-paed. Alfred Mekschrat, ehemals Suchttherapeut in Rodewisch Vogtland, Matthias und Ralph vom Landesverband. Alfred Mekschrat ist uns ein liebgewordener Referendar, welcher sich auch anbietet, uns das gesamte Seminar von Freitag bis Sonntag zu begleiten. Dies gibt uns die Möglichkeit zur Vertiefung der Themen.

Nachdem fast alle pünktlich im Kiez angekommen waren, ihre Zimmer in Beschlag genommen hatten, gab es 17.45 Uhr eine kurze Einweisungsrunde über die Gepflogenheiten, Verhaltensregeln im Kiez. Nach dem Abendbrot starteten wir um 19.00 Uhr ins Seminarwochenende mit einer kurzen Vorstellungsrunde und den Erwartungen an diesem. Die gesammelten Fragen zum Thema kamen an die Pinwand, so hatten wir einen kleinen Vorlauf für den anstehenden Samstag.

Das Wort Stigma stammt ursprünglich aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie Wundmal oder Stich. In Bezug auf ein soziales Stigma ist es also eine Art Brandmal, das im heutigen Sprachgebrauch eine Auffälligkeit, ein Anderssein, ein von der Norm abweichen kennzeichnet. Meist ist es ein Ausdruck der Abwertung.

Habt ihr Stigmatisierung in eurer nassen Phase erfahren? Sind einhellig mit einem Ja beantwortet worden

Habt ihr Stigmatisierung in eurer Abstinenz erfahren? Damit haben die wenigsten negative Erfahrungen gemacht, es ist eher das Gegenteil, wir bekommen positives Feedback

Habt ihr euch schon selbst dabei ertappt, jemanden stigmatisiert zu haben, auch da gab es die verschiedensten Antworten. Gerade in unserer nassen Phase haben die meisten die „Penner, Säufer“ vorm Discounter vorgeschoben, so weit unten bin ich niemals, das sind doch arme Sch….e, ich trinke doch maßvoll.

Der Stigmatisierung gibt es Beispiele zuhauf und nicht nur suchtbedingt. Es wird auf Arbeit, im alltäglichen Leben, Sportverein u.v.m. stigmatisiert. Dies ist auch einfach. Mehr Mühe kostet es, sich Gedanken über die Lage einer Person zu machen, Warum ist diese Person in diese Situation geraten, kann ich dieser Person Hilfestellung geben etc. Die Zeit verrann wie im Fluge, der Vormittag vorbei.

Nach der Mittagspause hatten wir einen Text als Einsteiger, welcher in einer gehobenen Meißner Gaststätte im Eingangsbereich unterhalb der Speisekarte platziert gewesen ist.

Ein Abstinenzler ist ein charakterschwacher Mensch, der der Versuchung unterliegt, sich selbst ein Vergnügen zu untersagen!!!

Erst ein Schweigen, ein jeder schüttelte mit dem Kopf und schon lief eine rege Diskussionsrunde an. Ich gebe die Kommentare hier nicht wieder, die Lokalität kam zu mindestens sehr schlecht dabei weg.

Es gibt so viele abstinent lebende Menschen, viele davon ohne eine Suchterkrankung, entweder einen medizinischen Aspekt im Hintergrund oder aus welcher Überzeugung auch immer. Es stimmt schon traurig, wie verletzend die Gesellschaft sein kann. Dies sollte zu keinem Standard werden. Auch der Nachmittag war kurzweilig und ging leider schon zu Ende.

Nach dem Abendessen fanden wir uns alle an der Feuerschale ein. Ich habe im Vorfeld Alfred gebeten seine Klampfe mitzubringen. Was folgte war ein Potpourri männlicher Gesangskunst, welches die Welt nicht hören sollte (Gefahr von einsetzender Taubheit)!!! Alfred gab sich die größte Mühe, nur wir waren nicht textsicher und ein jeder sang, wie er es für richtig hielt. Wir hatten unseren Spaß und ließen den Abend mit Vertiefungsgesprächen ausklingen.

Den Sonntag begannen wir mit einer Kurzgeschichte, welche Matthias vortrug und uns zum Nachdenken brachte. Anschließend folgte eine Auswertung des Seminares und eine Befindlichkeitsrunde. Wir gaben den Teilnehmenden schon den Termin für nächstes Jahr bekannt, mit der Bitte, das Männerseminar am Leben zu erhalten, den Mitgliedern in den Selbsthilfegruppen zu offerieren und durch ihre Teilnahme aufzuwerten.

Tenor des Seminares, Stigmatisierung ist allgegenwärtig, in jeder Gesellschaftsform vertreten, ein allumfassendes Phänomen und wir sollten doch lieber zweimal schauen und überlegen, eventuell die Hintergründe erfragen, bevor wir eine Person benoten, beurteilen.

Ich möchte mich im Namen des Landesverbandes bei allen Männern recht herzlich für ihre Teilnahme und Mitarbeit bedanken. Danke auch an Alfred Mekschrat, welcher sich wieder viel Mühe gemacht hat uns dieses Thema zu vermitteln. Unser aller Dank geht auch an das Team vom Kiez Querxenland und auch an unseren Fördermittelgebern ohne deren Zuteilung unsere Seminare nicht finanzierbar wären.

Ralph Müller
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