Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe Landesverband Sachsen e.V.

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Seminar für Suchtkranke

 

19.04.2009 fand das „Seminar für Suchtkranke“ 2009 in Schirgiswalde statt. Nachdem 21 Teilnehmer aus 10 Freundeskreisen und 2 Teilnehmer aus Schwarzenberg angereist waren, begann das Wochenende mit einem gemeinsamen Abendbrot. 

Danach wurde das Seminar durch unseren Vorsitzenden Horst Friese eröffnet. Die 2 Schwarzenberger, Matthias und Claus, stellten sich vor und wir erfuhren, dass sie keine Alkoholiker wie wir, sondern Spieler sind. Eine neue Situation für uns alle und eine neue Herausforderung. Wie wird das werden? Sucht bleibt Sucht, aber jede Sucht hat andere Formen. Wie werden wir das gemeinsam meistern? Diese Frage stand am Freitagabend. Warten wir also auf den Sonntag.

 

 

Die Vorstellung an sich lief dieses mal wieder vollkommen anders als bisher. Wie immer hat sich Horst was Tolles einfallen lassen. 

So wurden wir in Gruppen eingeteilt und jede Gruppe bekam Fragen, welche es galt innerhalb der Gruppe zu beantworten. (Jede Gruppe hatte die gleichen Fragen). Tolle Gesprächsrunden entstanden. Dabei lernte man sich wunderbar kennen, denn Fragen wie „was schätzt du an dir“ oder „bist du ein Führungstyp“ sind gar nicht so leicht zu beantworten, aber ich erkenne mein Gegenüber. War eine tolle Idee so etwas zugestalten. 

Der Abend klang für jeden so aus, wie er es für sich wollte. Eine große Truppe machte sich wie immer auf den Weg in die Quelle zum Eis essen. Leider haben einige den Rückzug angetreten, weil Platzmangel war. Für die Dagebliebenen war es bei Gesprächen und Spaß ein fröhlicher Ausklang des ersten Tages.

In den Bungalows wurde noch lange geredet und gelacht, und als dann auch die letzten zur Ruhe gegangen waren, konnte ja der nächste Morgen kommen. Schneller als gedacht war die Nacht rum.

Nach einem gemeinsamen Frühstück gingen wir den Sonnabend an. „Pro - Contra“, was kommt jetzt? Horst zeigte uns eine Aufzeichnung einer Diskussionsrunde des WDR vom Februar 2009. Dabei: Politiker, Sänger, Schauspier und eine Sozialpädagogin.

Harte Worte, Widersprüche, Gesetze hin, Gesetze her, Werbung ja, Werbung nein, waren zu hören. War sehr interessant und für uns Ausgangspunkt für eine spannende Kleingruppenarbeit.

Aufgeworfene Fragen, welche während der Show auftraten, wurden erfasst und festgehalten, um am Sonntag darauf einzugehen. Da kam einiges zusammen.

Ja, dann war der Nachmittag da und somit die Arbeit in Kleingruppen. Wir bildeten 6 Gruppen mit je 4 Teilnehmern. Davon schlüpften jeweils 2 Leute in die Rolle des „PRO“ und 2 in die Rolle des „CONTRA“ Sehr intensiv wurde diskutiert, gestritten und gekontert, aber trotzdem fair und sachlich. Jeder von uns war auf das Ergebnis der einzelnen Gruppen gespannt. Wie wird uns das rübergebracht?

Es ging los, jede Gruppe hatte ein anderes Thema gefunden. Was, und wie weit ist der Verbrauch von Alkohol normal, Alkohol im Essen, ich koche zum Teil mit Alkohol, muss das sein, geht doch auch ohne, sehr gut dargestellt und jeder konnte sich in die Lage versetzen.

Beziehungsprobleme, er will Alkohol, sie nicht, wunderbar gemacht, der Alltag war allgegenwärtig, Arbeitnehmer - Arbeitgeber, gutes Gespräch zwischen den Beiden, hat so manchen an seine eigene Situation vor Jahren erinnert.

Interessant war die Diskussion aus der Sicht eines Spielers. Interessante Fakten, warum spiele ich, der Automat mein bester Freund, er spricht ja mit ihm, war sehr gut und eine Bereicherung für alle Teilnehmer, das Contra nicht einfach, aber konnte gut umgesetzt werden. Auch interessant, dass vom Spieler der Übergang zum Alkohol gefunden wurde, um seinem Gegenüber, dem Alkoholiker, klarzumachen, dass das Ganze gleichzusetzen ist.

Alles in allem waren die „Pro - Contra“ Gespräche sehr aufschlussreich und haben uns gezeigt, wie wichtig es ist, auch vor so einer Aufgabe zu stehen, sie zu meistern und mit Argumenten sachlich aufzuwarten, wenn wir im Leben mit solchen oder ähnlichen Situationen konfrontiert werden. Und das werden wir ja immer wieder, denn nicht jeder versteht, warum wir überhaupt keinen Alkohol mehr trinken und da muss ich schon richtig und sachlich argumentieren.

An diesem Wochenende haben wir da sicher alle sehr viel gelernt und müssen dies nun im Leben und vor allem auch in der Gruppe umsetzen. Wir müssen in den Gruppen unsere Erfahrung vom Wochenende weitergeben und somit unsere Gruppenmitglieder auf solche Situationen vorbereiten. Mit diesen kleinen Gesprächseinlagen konnte jeder mitgehen, in jedem Gespräch war man mit drin, es war toll und ein sehr gutes Ergebnis der Kleingruppenarbeit. Danke Horst, für diese tolle Idee der Auswertung.

Der Sonnabend wurde mit dem Besuch und der Führung in der „Wassergrundmühle“ in Obergurig beendet. Es war ein interessanter Ausgleich zum anstrengenden Tag des Seminars. Die Führung war interessant und wir haben wieder viel „Neues“ aus der Oberlausitz erfahren. Es ist auch ein sehr schönes Ausflugsziel für die Familie. Horst zeigt uns immer wieder neue interessante Orte, mögen ihm nie die Ideen ausgehen.

 

Und es gab auch wieder Eis, was auch schon Tradition ist. Und das gleich in der Mühle und es schmeckte fantastisch. Ja, der Abend endete für die einen früher, die anderen später bei gemeinsamen Gesprächen in den Häusern, da wurde auch noch weiter über das Thema des Seminars geredet. Es ging uns nicht aus dem Kopf.

Der Sonntag, der letzte Tag, war erwacht. Nun, nach dem Wort zum Sonntag, das Horst in einer Geschichte aus dem Neuen Testament darstellte, verbunden mit den Eindrücken seines Israelaufenthaltes im März dieses Jahres, begannen die letzten Stunden unseres Seminars.

Noch 2 Gruppen stellten ihre Arbeit vom Sonnabend dar und danach setzten wir den Tag mit der gemeinsamen Beantwortung der erfassten Fragen vom Freitag fort.

Wir hatten folgende Fragenkomplexe herausgearbeitet:

Alkoholverbot bei Jugendlichen: JA oder NEIN Verbot nein, verstärkte Kontrolle, Kontrolle und Verantwortung im Elternhaus

Jugendschutzgesetz: Bestrafung derjenigen, welche das Jugendschutzgesetz ignorieren Kontrolle der Einhaltung

Werbung von alkoholischen Getränken: Werbung kann nicht verboten werden, besser ist Aufklärung, Prävention Verbote machen neugierig

Neue strengere Gesetze? Keine Gesetze, welche dann doch nicht eingehalten werden (wieder Eigenverantwortung, Kontrolle, Prävention)

Freizeitangebote: Alternativen zu den Computerspielen finden, teilweise sind gute Angebote da, welche nicht genutzt werden. Einige Freizeitangebote wie Sportverein, Feuerwehr, Tanz sind finanziell gebunden und für Hartz IV Empfänger nicht bezahlbar.

In allen Komplexen konnten wir zum Schluss zusammenfassen: Wichtig ist die Eigenverantwortung der Eltern, Einhaltung des Jugendschutzgesetzes, Kontrollen zur Einhaltung Jugendschutzgesetz, Präventionen

Mit diesen Erkenntnissen konnten wir das Seminar erfolgreich beenden. Nach einem gemeinsamen Mittagessen traten wir die Heimreise an und hatten viel neue Erlebnisse und Erkenntnisse im Gepäck. Neues gaben uns die Spieler mit nach Hause, die sich wunderbar in unsere Gemeinschaft einfügten, von denen wir viel über die Spielsucht erfuhren und die mit uns gemeinsam am Thema des Seminars „PRO -CONTRA“ gearbeitet haben.

Sigrid Wirth

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