Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe Landesverband Sachsen e.V.

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Bericht vom 2. Familienseminar vom 02. bis 04.07.

Zum 2. Familienseminar des LV Sachsen hatte der Vorstand Frau Ute Krasnitzky-Rohrbach (Nachsorgereferentin im Bundesvorstand) eingeladen und wir bedanken uns noch einmal ganz herzlich für dieses gelungene Seminar.

Ute beschreibt dieses gemeinsame erfahrungsreiche Wochenendseminar wie folgt:

„Abstinenz - Garantie oder Bestandteil einer erfüllten Partnerschaft !?“ So war das Thema eines Familienseminars, zu dem der Landesverband Sachsen vom 2. bis 4. Juli 2004 in die Ferienanlage und Tagungsstätte am Fuchsberg (Schirgiswalde, Oberlausitz) eingeladen hatte. Die fast 40 Teilnehmer/innen - zumeist Partnerschaften und Ehepaare, aber auch einige Singles - hatten zum Teil schon sehr viele Erfahrungen, einige jedoch nahmen erstmals an einem Seminar teil. Der Freitagabend war einer ausführlichen Kennenlernrunde gewidmet. Alle Teilnehmer/innen gestalteten sich eine Visitenkarten mit Informationen, die sie den anderen mitteilen wollten und stellten sich damit vor. Anschließend wurden alle Visitenkarten auf eine Kordel aufgefädelt. Es entstand eine Kreis, in den jede/r eingebunden war und in dem jede/r einen Platz gefunden hatte: Die Kordel als Symbol für Festhalten und Gehaltenwerden in einer Gemeinschaft.

Anschließend wurden mit Hilfe der Methode „Bienenkorb“ die Erwartungen gesammelt, die die Teilnehmer/innen an dieses Wochenende hatten: Was ist eine erfüllte Partnerschaft? Wie erreichen wir, dass wir beide besser miteinander umgehen und sprechen können? Gibt es Unterschiede zwischen einer Partnerschaft in der Suchtfamilie und einer s. g. normalen Partnerschaft? Welche Rollenmuster kennzeichnen unsere Partnerschaft? Welche spezifischen Wünsche haben Suchtkranke, welche Angehörige an eine erfüllte Partnerschaft? Wie gehen wir in der Gruppe mit dem Thema „Partnerschaft“ um? Weiter gab es das Bedürfnis darüber zu sprechen, wie mit Kindern über die Suchtproblematik in der Familie gesprochen werden kann, und es sollte Zeit eingeplant sein, um sich über die Selbsthilfearbeit der anwesenden Freundeskreise auszutauschen.

Im Mittelpunkt des Samstagvormittags stand Wissensvermittlung. In einem Kurzreferat wurden zunächst Grundlagen der Kommunikation (verbale, non-verbale, selektives Hören, Selbst- und Fremdwahrnehmung, Sach- und Beziehungsebene in Gesprächen) vermittelt. Anschließend stellten zwei Teilnehmer/innen eine Gesprächssituation dar. Hierbei zeigte sich, dass sich viele Streitsituationen in Partnerschaften um ganz alltägliche Dinge drehen, selten um richtig große und dass jedes Paar seine eigenen Streitmuster und Regeln entwickelt. Es wurden die Hintergründe beleuchtet und Grundhaltungen zusammengetragen, die nicht nur für die Kommunikation und Konfliktlösung unter Partnern hilfreich und konstruktiv sind.

Auf Wunsch wurde auch das sensible Thema „Sexualität“ eingebracht. Es wurden Voraussetzungen (die Bereitschaft, einander zu lieben, sich aneinander zu binden und diese Beziehung zu gestalten) angesprochen, die für Entwicklung einer befriedigenden Sexualität vorhanden sein müssen. Beide Partner tragen Verantwortung für die Gestaltung ihrer sexuellen Wünsche und Bedürfnisse. Patentlösungen gibt es nicht, hier ist jedes Paar gefordert, seine eigene Beziehungsarbeit zu leisten.


Diese Ergebnisse wurden in Kleingruppenarbeit vertieft, für deren Moderation sich Kerstin Rayczyk (Freundeskreis Kamenz), Eberhard Heller (Freundeskreis Bautzen), Anita Steinert (Frauengruppe im Freundeskreis Döbeln) und Horst Friese (Freundeskreis Dresden) zur Verfügung gestellt haben.

Den Abend verbrachten die Seminarteilnehmer/innen mit kurzweiligen Beiträgen, Knüppelkuchen und Eis am Lagerfeuer. Nach meditativen Gedanken zum Thema „Ich lebe mein Leben, und du lebst dein Leben“ und der Geschichte vom „Kleinen Prinzen und dem Fuchs“ (Antoine de Saint-Exupéry) gab es am Sonntagmorgen noch einen lebhaften Austausch über die Arbeit der einzelnen anwesenden Freundeskreise und Informationen über Angebote des LV in diesem Jahr.

Das Seminar klang mit einem ausführlichen Feedback aus. Es zeigte sich, dass den Teilnehmer/innen die Arbeitsform: Vermittlung von Inhalte und Vertiefung in Kleingruppen sehr zugesagt hat und dass sie konkrete Hilfestellungen mitnehmen, die sie weiter bearbeiten möchten

Für mich als Gastreferentin war dieses Seminar eine Bereichung. Es war zu spüren, dass alle Teilnehmer/innen versuchten, Selbsthilfe zu leben, um die Seminargemeinschaft aktiv mitzugestalten. Die Teilnehmer/innen behandelten sich mit viel Wertschätzung und Toleranz, so dass auch die Arbeit in der großen Seminargruppe bereichernd war. Dafür bedanke ich mich auf's herzlichste! Und ich bedanke mich bei Ehepaar Sonnleitner, einem „Spitzenteam“ in der Selbsthilfe des LV. Karin hat alle Klippen, die die Organisation einer solchen Veranstaltung beinhaltet, mit großem Einsatz, aber auch mit viel Wärme und Liebe für die Sache „umschifft“, und Dieter Sonnleitner war als Moderator stets souverän und zuverlässig, aber auch zugewandt zur Teilnehmer/innengruppe und zum Thema.

An diesem Wochenende habe wieder einmal richtige und gute „Basisarbeit“ erleben dürfen. Das hat mir Freude bereitet und wird auch meiner Arbeit in der Geschäftsstelle des Bundesverbandes neue Impulse verleihen.

Ute Krasnitzky-Rohrbach

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